10.12.2024 / Carsten Mumm
Vor Weihnachten richtet sich der Blick an den internationalen Kapitalmärkten noch einmal auf die Notenbanken. In dieser Woche stehen Zinsentscheide der Schweizer Nationalbank, der Bank of Canada sowie der EZB auf der Agenda: Nachdem die Inflation in der Schweiz zuletzt auf nur noch 0,7 Prozent abgesackt ist, wird mit einer weiteren Leitzinssenkung auf 0,75 Prozent p.a. gerechnet. Auch in Kanada dürften die Leitzinsen gesenkt werden. In der Eurozone ist zwar der Anstieg der Verbraucherpreise im November mit 2,3 Prozent leicht höher ausgefallen und die Kernrate der Inflation – ohne die schwankungsanfälligen Komponenten Energie und Nahrungsmittel – stagnierte bei 2,7 Prozent, allerdings dürfte die EZB trotzdem ihre Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte absenken.
Zu schwach ist die gesamtwirtschaftliche Nachfrage in nahezu allen relevanten Segmenten, als dass kurzfristig mit einem deutlich erhöhten Teuerungsdruck zu rechnen wäre. Unternehmens-Stimmungsindizes legten vielmehr die Vermutung nahe, dass die bisher noch robusten Dienstleistungssektoren zunehmend von der Schwäche der Industrie und der Bauwirtschaft ergriffen werden. In diesem Fall dürften auch die aktuell noch überdurchschnittlich hohen Preissteigerungen für Dienstleistungen sukzessive schwächer werden. Besonders werden Anleger auf die aktualisierten Projektionen der EZB zu Wachstum und Inflation in den kommenden Jahren achten. Sollten diese stärker nach unten adjustiert werden, würde die Erwartung an weitere Leitzinssenkungen im kommenden Jahr noch stärker werden. Allerdings spielt in diesem Kalkül auch die Situation in den USA eine Rolle. Dort bescheinigte der Arbeitsmarktbericht für November einen robusten Anstieg der neuen Beschäftigungsverhältnisse sowie der Stundenlöhne. Der Anstieg der Verbraucher- und der Erzeugerpreise im November wird im Vergleich zum Vormonat leicht höher – mit 2,7 bzw. 2,5 Prozent – erwartet. Wenn die künftige US-Regierung unter Donald Trump die Wirtschaft weiter stimulieren und dadurch die Inflation wieder ansteigen sollte, könnte die US-Notenbank Fed nach einer allgemein erwarteten Leitzinssenkung in der kommenden Woche zunächst abwarten und die Zinsen länger auf dem aktuellen Niveau halten oder perspektivisch sogar wieder anheben. Dann würde der Euro im Vergleich zum US-Dollar abwerten, Importe nach Europa würden sich verteuern und die Eurozonen-Inflation zulegen. Die EZB wird also weiter datenabhängig ihre künftige Geldpolitik ausrichten müssen.