27. Juni 2023 / Carsten Mumm, Chefvolkswirt
Wir sparen aus vielen guten Gründen, zum Beispiel für unsere Altersvorsorge, für den Kauf eines Hauses oder für die Ausbildung unserer Kinder und Enkelkinder. Nicht jede Anlage passt zum Sparziel – deshalb sollten wir uns gründlich damit beschäftigen.
Wirkung der Geldanlage auf unsere Kinder und Enkelkinder
Mit Blick auf das sinnvolle Sparen für unsere Kinder oder Enkel macht eine intensive Betrachtung der Möglichkeiten besonders viel Sinn. Einerseits, weil Eltern und Angehörigen deren Wohl besonders wichtig ist. Neben dem rein finanziellen Aspekt wird jedoch die Frage, wie Kapital angelegt wird, immer wichtiger. Es geht neben Rendite und Risiko auch um die Wirkung der Kapitalanlage – vor allem, wenn sie unseren Jüngsten zugutekommen soll, denen die Sicherung ihrer künftigen Lebensgrundlagen ohnehin ein allgegenwärtiges Anliegen ist. Durch eine wohlüberlegte, nachhaltige Kapitalanlage kann dieses Ziel zusätzlich unterstützt werden.
Vorteil einer langen Anlagedauer
Andererseits haben junge Menschen einen entscheidenden Vorteil bei der Geldanlage im Vergleich zu älteren Generationen: einen zumeist sehr langen Anlagehorizont.
„Eine möglichst lange Anlagedauer erhöht die Renditechancen bzw. senkt das Risiko der Geldanlage.“
Früher nannte man dies den Zinseszinseffekt. Einmal verdiente Zinsen wurden wieder angelegt, erhöhten das Grundkapital und verzinsten sich sodann zusätzlich. Der nominale Gewinn des zurückgelegten Betrags wuchs so mit der Zeit immer stärker an.
Negative Auswirkungen des Zinseszinseffekts
Aber Moment: Was ist in Zeiten sehr niedriger oder gar negativer Zinsen? Richtig: Der Zinseszinseffekt kann sich sogar umkehren. Bezieht man die Inflation, die schon seit Jahren über der Verzinsung von bspw. Kontoanlagen oder deutschen Staatsanleihen liegt, mit ein, sinkt der reale Ertrag der Zinsen. Diese sogenannte Realrendite ist trotz der seit Mitte 2022 deutlich gestiegenen nominalen Zinsen bis heute tief negativ. Nicht unwahrscheinlich ist ein Umfeld anhaltend negativer Realrenditen in den kommenden Jahren. Allein das Minimalziel, den Erhalt der Kaufkraft des angelegten Kapitals zu erreichen, ist dann nicht mehr möglich – von einer positiven realen Rendite ganz zu schweigen. Was also tun?
Nicht irgendwie, sondern richtig sparen
Man sollte sich auch deshalb intensiver um die Kapitalanlage für den Nachwuchs kümmern. Will man sich nicht eines Tages zwar den Dank für die zurückgelegten Groschen, aber angesichts der Anlagestrategie auch ein skeptisches Stirnrunzeln der größer gewordenen Kleinen abholen, sollten andere Anlageklassen als verzinsliche einbezogen werden.
Aufgrund des langen Anlagehorizonts ist es bspw. sinnvoll, schon ab Geburt einen Aktiensparplan anzulegen. Normale zwischenzeitliche Schwankungen der Aktienmärkte stören bei jahrzehntelangen Anlagedauern nicht. Im Gegenteil: Man kann sogar einige Anteile zu günstigeren Kursen erwerben – im besten Sinne der künftigen Erträge. Bei Betrachtung langjähriger Durchschnitte und angesichts niedriger Realzinsen werfen Aktien in der Regel deutlich höhere Renditen ab. Auf Basis dieser Überlegung wurde von der Bundesregierung die Aktienrente bzw. die Bildung des „Generationenkapitals“ angestoßen. Ziel ist eine Stabilisierung des Rentensystems in Deutschland.
Investieren in nachhaltige Unternehmen
Idealerweise investiert man in Unternehmen, die unser aller Zukunft aktiv und positiv mitgestalten, bspw. indem sie im Rahmen ihrer Geschäftstätigkeit auf die Schonung von Umweltressourcen oder faire Einkaufs- und Arbeitsbedingungen achten. Oftmals sind genau diese Unternehmen besonders innovativ und dürften Kindern in späteren Jahren sogar bekannt sein, etwa weil sie deren Produkte schon lange nutzen.
So mache ich es. Meine Tochter, meine Patenkinder, meine Nichten und Neffen haben alle einen Aktienfondssparplan. Einer der Jungs lebt auf einem Bauernhof und hat zusätzlich als Geschenk zur Konfirmation Aktien eines Landmaschinenherstellers bekommen.
„Über Anlagen, mit denen sich die Kinder positiv und emotional identifizieren können, entsteht automatisch Interesse – und damit Wissen und Erfahrungen, die sie vor teuren Anlagefehlern in der Zukunft schützen können.“
Schon Kinder an das Thema Kapitalanlage heranführen
Ein weiterer Vorteil ist, dass der/die Geldgeber/in den Kindern das Thema Kapitalanlage später näherbringen und dabei Wissen über das Sparbuch hinaus vermitteln kann. Die Deutschen sind ein Volk von Sparern. Gerade in der Coronakrise wurde mangels Konsummöglichkeiten und aus Angst vor möglichen Einkommens- oder gar Jobverlusten noch mehr Geld auf die hohe Kante gelegt. Es wäre schade, wenn dieses Geld jahrelang auf dem Konto liegt und dessen Kaufkraft sukzessive erodiert.
Risiken in der Geldanlage
„Was ist mit den Risiken?“ ist ein oft zu hörender Einwand. Zweifellos ist das Verlustrisiko im Vergleich zur Kontoanlage beim Kauf von Aktien deutlich höher. Bei Einzelaktien besteht sogar das nicht unerhebliche Risiko eines kompletten Kapitalverlusts. Daher empfiehlt sich immer, ein Gespräch mit einem Berater zu führen, um herauszufinden, welche Möglichkeit für Sie die richtige ist. Vor einer Empfehlung prüfen wir genau, ob die Auswahl zu Ihren Anlagezielen, der geäußerten Risikobereitschaft sowie den finanziellen Verhältnissen passt. Sprechen Sie mich oder meine Kolleginnen und Kollegen gern an.