Kapitalmärkte
Juli 2024 / Carsten Mumm, Chefvolkswirt
Entwicklung der Zinsen im zweiten Halbjahr 2024
Kommt es noch zu Zinssenkungen in den USA?
Am Jahresanfang wurden von der US-Notenbank Fed bis zu sieben Leitzinssenkungen erwartet. Mitte des Jahres hingegen rechnete man an den Kapitalmärkten nur noch mit einem Zinsschritt. Die Entwicklung unterstreicht, dass volkswirtschaftliche und Kapitalmarktprognosen nach wie vor mit einer stark erhöhten Unsicherheit verbunden sind. Denn die Folgewirkungen der Corona-Pandemie, die außergewöhnlich hohen Inflationsraten der letzten Jahre, geopolitische Umwälzungen, der weltweit zunehmende Protektionismus und die Folgen des demografischen Wandels sorgen in vielerlei Hinsicht dafür, dass sich ökonomische Wirkungszusammenhänge verschieben.
„Die Ausrichtung der US-Geldpolitik wird wohl angesichts der Prognoseunsicherheit datenabhängig erfolgen.“
In den USA zeichnet sich die auf die geldpolitische Straffung seit Mitte 2022 mit einem historisch beispiellosen Leitzinsanstieg bis auf 5,25 bis 5,50 Prozent üblicherweise folgende wirtschaftliche Abkühlung erst jetzt mit einem deutlichen Zeitverzug ab. Der Hintergrund dürfte die in den letzten Jahren sehr expansive Fiskalpolitik der US-Regierung sein, durch die – u.a. in Form des Inflation Reduction Act – die Wirtschaft massiv unterstützt wurde. Im Ergebnis haben sich Geld- und Fiskalpolitik dadurch teilweise neutralisiert, während die Staatsschulden gestiegen sind und die Inflation bisher deutlich weniger als noch vor Monaten erwartet gesunken ist. Nachdem die letzten Konjunkturindikatoren nun doch eine konjunkturelle Abschwächung für die kommenden Monate signalisieren und die Inflationsrate im Juni auf 3,0 Prozent gesunken ist, gehen Marktteilnehmer mittlerweile von drei Zinssenkungen, beginnend im September aus. Auch diese Erwartung dürfte jedoch noch angepasst werden, denn Fed-Präsident Jerome Powell wird wohl weiter darauf hinweisen, dass die Ausrichtung der US-Geldpolitik angesichts der angesprochenen Prognoseunsicherheit datenabhängig erfolgen wird. Man wird erst auf Basis der jeweils aktuellen monatlichen Veröffentlichungen zu Konjunktur, Arbeitsmarkt und Inflation etwaige Zinsanpassungen beschließen.
Zinsen: Erste Lockerungsschritte in Europa
Datenabhängig, also ohne die Ankündigung eines vorab definierten Zinssenkungspfads, werden auch europäische Zentralbanken ihre künftige Geldpolitik ausrichten. Dabei sind erste Zinssenkungen bereits erfolgt. Die Schweizerische Nationalbank SNB hat angesichts einer Inflationsrate von nur noch 1,3 Prozent im Juni bereits zwei Zinsschritte vorgenommen und den Leitzins auf 1,25 Prozent abgesenkt. Die Europäische Zentralbank EZB hat im Juni erstmals nach dem Anstieg des Hauptrefinanzierungssatzes auf 4,50 Prozent eine Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte beschlossen. Bis zu drei weitere Anpassungen im laufenden Jahr sind denkbar, insbesondere wenn sich die wirtschaftliche Erholung auch in den kommenden Monaten als zäh erweisen sollte.
„Die Inflationsrate dürfte weiter nachgeben.“
Denn im Zuge der schwachen gesamtwirtschaftlichen Nachfrage und angesichts der zuletzt weniger stark steigenden Preise für Nahrungsmittel und Energie dürfte die im Juni auf 2,5 Prozent gesunkene Inflationsrate weiter nachgeben. In Deutschland fiel die Teuerung sogar auf 2,2 Prozent. Das Risiko zeitnah wieder steigender Inflationsraten hat die EZB allerdings im Blick, vor allem weil im Zuge stark steigender Löhne zuletzt die Preise im Segment der Dienstleistungen überdurchschnittlich stark angestiegen sind. In Großbritannien lag die Inflation im Juni bei 2,0 Prozent, so dass auch die Bank of England Spielraum für eine Absenkung des Leitzinses in Höhe von derzeit 5,25 Prozent hätte.
Renditen von Staatsanleihen dürften ebenfalls sinken
Die Perspektive nachgebender Inflationsraten und tieferer Leitzinsen sollte sich in den kommenden Monaten auch bei Renditen von Staatsanleihen bemerkbar machen. Anders als vielfach erwartet stieg die Verzinsung im ersten Halbjahr über die gesamte Laufzeitenkurve an, bei zehn Jahren Restlaufzeit auf 2,49 Prozent p.a. für Bundesanleihen und 4,42 Prozent p.a. bei US-Staatsanleihen. Seit Anfang Juli sinken die Renditen jedoch bereits und dürften diesen Trend vorerst fortsetzen.
Finanzierungskonditionen und Hypothekenzinsen
Wenn sowohl Leitzinsen als auch Renditen von Staatsanleihen sinken, ist tendenziell auch mit nachgebenden Konditionen für Unternehmensanleihen und -krediten sowie Immobilienfinanzierungen zu rechnen. Allerdings spielen in diesen Segmenten marktspezifische und individuelle Risikoprämien eine Rolle. Verschlechtern sich bspw. die konjunkturellen Perspektiven und steigt damit die Anzahl der Insolvenzen können steigende Risikoprämien den Effekt sinkender Marktrenditen zumindest teilweise kompensieren. Ähnlich wirken bei Hypotheken allgemeine und objektspezifische Risikoparameter, die dafür sorgen können, dass sinkende Marktrenditen von finanzierenden Banken in geringerem Ausmaß durchgereicht werden. Kurzfristig ist trotzdem davon auszugehen, dass sich auch in diesen Segmenten günstigere Konditionen ergeben.
Langfristig höheres Zinsniveau erwartbar
Grundsätzlich dürfte das Inflations- und das Zinsniveau im Mittel der kommenden Jahre jedoch höher ausfallen als es in den rund 10 Jahren vor der Corona-Pandemie der Fall war. Hintergrund sind einige Faktoren, die strukturell inflationstreibend wirken. Dazu zählen unter anderem der anhaltende Arbeitskräftemangel, der weltweite Hang zum Protektionismus, steigende Ausgaben für die Bekämpfung der Folgen des Klimawandels und geopolitischer Unsicherheiten sowie voraussichtlich steigende Staatsverschuldungen angesichts enormer Investitionsbedarfe etwa in Sicherheit, die Energiewende oder Infrastruktur. Alle genannten Faktoren forcieren verschiedene Transformationen, also fundamentale Anpassungen von ökonomischen Wirkungszusammenhängen in und zwischen Volkswirtschaften, unternehmerischen Geschäftsmodellen, gesellschaftlichen Wertevorstellungen und politischen Ausrichtungen. Damit ist für die Zeit dieser Übergangsphase auch von erhöhten Schwankungen in vielen Kapitalmarktsegmenten, unter anderem bei Zinsen, auszugehen.
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Bei der Angabe von Wertentwicklungen wird – sofern nicht abweichend angegeben – auf die Bruttowertentwicklung ohne Berücksichtigung etwaiger Kosten, die – je nach Haltedauer – zu einer geringeren Nettorendite führen, abgestellt. Angaben zur bisherigen Wertentwicklung erlauben keine (verlässliche) Prognose für die Zukunft; dies gilt insbesondere, wenn das Wertpapier/der Index erst vor kurzer Zeit – z.B. vor weniger als 12 Monaten – emittiert/gebildet wurde. Die Wertentwicklung kann auch durch Währungsschwankungen beeinflusst werden, wenn die Basiswährung des Wertpapiers/Index von EURO abweicht.
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