22.10.2024 / Carsten Mumm
Gerade wurden die drei Wirtschaftswissenschaftler – Daron Acemoğlu, Simon Johnson und James A. Robinson – für ihre Arbeit zur „Entstehung von Institutionen und ihren Auswirkungen auf den Wohlstand“ mit dem Wirtschaftsnobelpreis geehrt. Zwar beschäftigten sich die Forscher mit der Historie der Wohlfahrtsentstehung, doch können ihre Erkenntnisse im Rahmen vieler Transformationen von Volkswirtschaften zu einer zukunftsfähigen Aufstellung – sowie im derzeit immer stärker akzentuierten Systemwettbewerb zwischen marktwirtschaftlich demokratisch organisierten und autokratisch geführten Volkswirtschaften – behilflich sein.
Wachstum und Wohlstand brauchen stabile Institutionen
Eine der entscheidenden Erkenntnisse ihrer Arbeit ist, dass sich stabile staatliche und gesellschaftliche Institutionen positiv auf das Wachstum und damit den Wohlstand der Bevölkerung auswirken, wenn sie integrativ, also mit einer Gewaltenteilung versehen sind.
In diesem Fall erfolgt eine besonders starke Fokussierung auf langfristige wirtschaftliche Chancen mit dem Ergebnis einer nachhaltigen, lange anhaltenden Prosperität. Im Fall von ausbeuterischen Institutionen ergeben sich hingegen erhebliche Ungleichheiten und gesamtwirtschaftliche Stagnation. Die Forscher erkannten, dass viele durch diese Wirkungszusammenhänge ehemals – v.a. im Sinne von Rohstoffvorkommen – reichen Länder, die von Kolonialmächten ausgebeutet wurden, im Laufe der Geschichte verarmten, während ursprünglich ärmere Regionen durch einen integrativen Ansatz von Institutionen wohlhabender wurden.
Demokratie und Marktwirtschaft wirken sich positiv aus
Wichtige Erkenntnisse, denn langfristig bergen die auf Demokratie und Marktwirtschaft fokussierten Volkswirtschaften ein deutlich größeres Potenzial für Wirtschaft, Gesellschaft und Menschen.
Insofern kann das Streben nach autokratischen Führungsstilen als Randnotiz der besonders turbulenten Zeiten gesehen werden, in denen Politiker mit sehr einfachen Antworten auf komplexe Problemstellungen früher oder später durch einen fehlenden Tiefgang entlarvt werden.
Populismus schadet langfristig dem Wohlstand
Es geht um fundamentale Veränderungen von betriebs- und volkswirtschaftlichen Geschäftsmodellen, die zwar jahrzehntelang bewährt, aber angesichts diverser grundlegender Veränderungen nicht mehr zukunftsfähig sind.
Dabei sind Freiheit und Wettbewerb entscheidende Grundfeste bei der Neuorientierung von Produktionskapital in einem schöpferischen Sinne und sollten zulasten staatlichen Interventionismus im Vordergrund stehen.
In diesem Zusammenhang ist eine weitere wichtige Erkenntnis, dass technologischer Fortschritt vor allem in Staaten mit inklusiven Institutionen Einzug gehalten und dadurch den Wohlstandsanstieg noch weiter befeuert hat. Zudem beinhalten die Ergebnisse der Preisträger wichtige Hinweise für die Wirtschaftspolitik bei der Begegnung großer Einkommensunterschiede zwischen verschiedenen Ländern. So sind die 20 Prozent reichsten Staaten heute rund 30 mal wohlhabender als die 20 Prozent ärmsten Staaten. Auch wenn die ärmeren Staaten wohlhabender geworden sind, bleibt die Kluft nach oben groß. Die gute Nachricht ist, dass sich Institutionen und damit Wohlstandsperspektiven verändern können.