03.10.2020
Die Rückkehr der Corona-Pandemie
Das Kapitalmarktumfeld im Oktober
Die Eurozone, die USA und weltweit weitere Volkswirtschaften werden derzeit von wieder stark steigenden Corona-Infektionsraten getroffen. Weitgehend verschont von neuen größeren Infektionsherden blieb bisher hingegen China. Entsprechend konnte für die chinesische Wirtschaft im 3. Quartal eine Wachstumsrate in Höhe von 4,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und damit fast die Vorkrisen-Wachstumsdynamik erzielt werden. Davon profitierte auch die deutsche, sehr exportorientierte Industrie, deren Stimmung gemäß Markit-Einkaufsmanagerindex zuletzt auf den höchsten Stand seit Mitte 2018 anstieg. Da andere wichtige Abnehmer deutscher Exporte, bspw. einige Staaten der Eurozone, Großbritannien oder die USA aufgrund des wieder dynamischen Infektionsgeschehens derzeit teilweise drastische neue Lockdown-Maßnahmen implementieren, ist jedoch mit einer künftig wieder nachgebenden Exportnachfrage zu rechnen.
Schon länger negativ ist hingegen die Stimmungslage bei vielen Dienstleistungs-Unternehmen, die besonders unter den erneuten Einschränkungen leiden. Trotz der in Deutschland vergleichsweise moderaten Lockdown-Regelung ist vor diesem Hintergrund mit einem weiteren Anstieg von Unternehmenspleiten und Geschäftsaufgaben zu rechnen, vor allem in den Sektoren Beherbergung, Gastronomie, Veranstaltungen und Tourismus/Reisen. Diese werden durch die weiterhin für überschuldete Unternehmen geltende Aufschiebung der Insolvenzantragspflicht allerdings zeitlich gestreckt. Ebenfalls verhalten entwickelte sich der private Konsum. So gaben sowohl der GfK-Konsumklimaindex für Deutschland als auch das CB-Verbrauchervertrauen in den USA zuletzt von ohnehin niedrigen Niveaus noch einmal nach. Weiter dämpft die Befürchtung künftiger Einkommens- oder gar Jobverluste die Konsumausgaben.
Für zusätzliche Unsicherheit sorgten der immer stärker polarisierende US-Präsidentschaftswahlkampf und der noch immer stockende Brexit-Prozess. In den USA liegt Herausforderer Joe Biden Umfragen zufolge zwar deutlich vorn, allerdings besteht aufgrund der Besonderheiten des US-Wahlverfahrens und angesichts der in 2016 wenig treffsicheren Prognosen weiterhin die Möglichkeit, dass Amtsinhaber Trump die Wahl für sich entscheidet.
Zinsen: in Europa tiefer, in den USA höher
Die Rendite einer zehnjährigen Bundesanleihe fiel im Zuge gestiegener Unsicherheiten auf -0,63 Prozent p.a. Die Ankündigung der Europäischen Zentralbank EZB, in ihrer Dezember-Ratssitzung weitere expansive Maßnahmen umzusetzen, sorgte zusätzlich für Druck auf Euro-Zinsen – auch in der Eurozonen-Peripherie. So fiel die Rendite italienischer Staatsanleihen zeitweise auf ein Rekordtief, bei zehn Jahren Restlaufzeit unter 0,70 Prozent p.a. In den USA hingegen stieg die Rendite bei gleicher Laufzeit angesichts explodierender Staatsschulden bis auf 0,87 Prozent p.a. an.
Aktien: deutlich nachgebend
Die aufgrund der Corona-Pandemie erneut steigende wirtschaftliche Unsicherheit sorgte für eine Fortsetzung der bereits im September begonnenen Korrektur an den internationalen Aktienmärkten. So gab der deutsche Leitindex DAX um knapp 10 Prozent auf 11.556 Punkte nach. Etwas besser entwickelten sich US-Aktien des S&P 500 mit einem Minus von knapp 3 Prozent im Monatsvergleich.
Währungen: Euro nachgebend
Der Euro wertete im Vergleich zum US-Dollar erneut leicht ab und notierte Ende Oktober bei 1,165 EUR/USD. Auch der Schweizer Franken konnte gegenüber dem Euro auf 1,07 EUR/CHF zulegen.
Rohstoffe: Rohöl und Gold schwächer
Sowohl die Gold- als auch die Silbernotierungen blieben im vergangenen Monat kaum verändert bei 1,880 bzw. 23,70 US-Dollar. Steigende Konjunktursorgen ließen die Rohölnotierungen weiter fallen. Der Preis für ein Barrel der Sorte Brent fiel unter die Marke von 38 US-Dollar.
Implikationen für Anleger
Auch im November wird die Entwicklung der Corona-Pandemie im Fokus der Anleger stehen. Nur wenn absehbar wird, dass die erneuten Lockdown-Maßnahmen erfolgreich die steigenden Infektionszahlen eindämmen können und damit eine zeitige Aufhebung der Einschränkungen wahrscheinlich wird, könnte eine nachlassende Anspannung für eine Erholung an den Aktienbörsen sorgen. Ein weiterer potenzieller Unsicherheitsfaktor ist die US-Präsidentschaftswahl Anfang November. Sollte es zu einem knappen Wahlausgang mit einer langwierigen Auszählungsphase kommen oder gar eine Entscheidung des Obersten Gerichtshofes zur Feststellung des Wahlsiegers nötig sein, sind erneute soziale Unruhen und entsprechende Belastungen von Wirtschaft und Kapitalmärkten nicht auszuschließen. Ein klarer Sieg des Herausforderers Joe Biden hingegen, ggf. zusammen mit einer demokratischen Mehrheit im Senat, könnte aufgrund der dann wahrscheinlicher werdenden umfassenden Konjunkturimpulse positiv wirken – wegen einer anzunehmenden moderateren Handhabung der Handelskonflikte auch an den internationalen Aktienbörsen. In Europa belastet vorerst allerdings weiterhin die Möglichkeit eines ungeregelten Endes der Brexit-Übergangsfrist Ende 2020 die Aussichten der betroffenen Unternehmen.