Mumm Kompakt
5. Februar 2024 / Carsten Mumm
Nicht für alle Segmente des Aktienmarktes war das Jahr 2023 erfolgreich. Während der DAX im letzten Jahr um gut 20 Prozent zulegte, stieg der MDAX nur um 8 Prozent. Im bisherigen Jahresverlauf 2024 ist eine ähnliche Diskrepanz mit einem Plus von 0,9 Prozent beim DAX und einer negativen Wertenwicklung von 5,7 Prozent beim MDAX erkennbar. Nicht ganz so deutlich, aber ebenfalls schwächer entwickelten sich auch der SDAX, das Segment der kleineren deutschen Aktiengesellschaften, im Vergleich zum DAX sowie der breit gefasste US-Aktienindex Russell 2000 verglichen mit dem S&P 500. Zuletzt gab es eine vergleichbare Entwicklung rund um die Jahrtausendwende im Zuge der damaligen Internetaktien-Blase. Als Grund für eine strukturell bessere Wertentwicklung kleinerer Unternehmen in der Zwischenzeit wird genannt, dass diese innovativer sind. Zumindest kann man sagen, dass kleinere und v.a. jüngere Unternehmen vielfach ein höheres Umsatz- und Gewinnwachstum vorweisen.
Die aktuelle Phase schwächerer Wertentwicklungen begann Ende 2021. Steigende Zinsen bei Staatsanleihen und in der Folge bei Kreditkonditionen sowie die 2022 eingeläuteten Leitzinswenden vieler Notenbanken haben im ersten Halbjahr 2022 für deutliche Kursrücksetzer an den Aktienmärkten gesorgt, unter denen die Indizes kleinerer und mittlerer Aktiengesellschaften stärker gelitten haben. Der folgende Kursaufschwung wiederum wurde von diesen kaum nachvollzogen – anders als bei vielen Standardwerteindizes, die vielfach neue Allzeithöchststände erreichten. Hintergrund ist unter anderem ein oftmals höherer Verschuldungsgrad und eine stärkere Konjunktursensitivität bei vielen Aktien der kleineren Segmente. So sind im MDAX neben einigen besonders zinssensitiven Immobilienunternehmen auch viele klassische Maschinen-, Anlagen- und Fahrzeug (-teile) -bauer oder Unternehmen aus der Chemiebranche gelistet. Die Erwartung einer künftig besseren Entwicklung basiert nun auf der Annahme, dass sich in den kommenden Monaten eine zyklische Konjunkturstabilisierung und gleichzeitig sinkende Zinsen ergeben werden. Zwar stehen viele Unternehmen vor enormen Herausforderungen mit steigenden Prozess- und Innovationskosten, da in Deutschland auch der Strukturwandel, v.a. in der energieintensiven Industrie und bei Autobauern, bewältigt werden muss. Allerdings kommen diese Aspekte auch auf die großen Unternehmen zu, von denen viele erst am Anfang stehen, wenn es um das Ausloten künftiger Potenziale des Einsatzes von KI und den notwendigen Umbau von Geschäftsmodellen geht. In dieser Phase kann sich aber die besondere Innovationsfähigkeit kleinerer Unternehmen als Vorteil erweisen.