Wochenrückblick am Kapitalmarkt
2. Dezember 2024 – Carsten Mumm, Chefvolkswirt
Schwache Konjunktur schlägt auf Arbeitsmarkt durch
Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit waren in Deutschland im November 2.774.000 Menschen arbeitslos gemeldet, 17.000 weniger als im Vormonat. Zudem ist die Arbeitslosenquote um 0,1 Prozentpunkte auf 5,9 Prozent gesunken. Diese Zahlen sind allerdings nur auf den ersten Blick positiv zu bewerten.
- Denn bereinigt um saisonbedingt üblicherweise positiv wirkende Effekte stieg die Anzahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vormonat um 7.000 an. Auch im Vergleich zum Vorjahr liegt das Niveau der Arbeitslosigkeit höher. Die anhaltend schwache Konjunkturlage sowie die besonderen strukturellen Herausforderungen einiger Branchen, bspw. in der Automobilindustrie, wirken sich mittlerweile negativ auf den Arbeitsmarkt aus – trotz eines noch immer ausgeprägten Arbeitskräftemangels. Denn weiterhin können in anderen Segmenten, etwa bei Dienstleistern, viele offene Stellen nicht besetzt werden. Ein Wechsel aus der Industrie in Dienstleistungsbranchen findet jedoch nur sehr schleppend statt und bleibt aufgrund teils fehlender Qualifikationen sowie ggf. unterschiedlicher Gehaltsstrukturen oft nur langsam umsetzbar.
- Vor diesem Hintergrund dürfte die Arbeitslosigkeit in den kommenden Monaten weiter ansteigen, während der Beschäftigungsaufbau langsamer verläuft. Entsprechende Hinweise gaben zuletzt das ifo-Beschäftigungsbarometer und das IAB-Arbeitsmarktbarometer, wenngleich ein drastischer Anstieg der Arbeitslosigkeit nicht zu befürchten ist.
- Mit den schwächeren Perspektiven am Arbeitsmarkt geht eine weiter abnehmende Konsumentenstimmung einher, abzulesen am jüngsten GfK-Konsumklimaindex, demzufolge sowohl die Einkommenserwartung als auch die Anschaffungsneigung abgenommen hat. Bei zunehmender Unsicherheit sparen die Menschen mehr. Ähnlich agieren Unternehmen bei Investitionen. Damit etabliert sich schon länger eine Negativspirale aus schwacher Konjunktur, sinkender Zuversicht und damit noch weiter sinkender Nachfrage. In dieser Situation werden dringend positive Impulse benötigt. Diese könnten durch einen politischen Befreiungsschlag im Zuge der Regierungsbildung im ersten Quartal entstehen, vorausgesetzt, es gibt eine schnelle Einigung auf eine gut funktionierende Koalition und eine klare wirtschaftspolitische Handlungsagenda zur Ertüchtigung des Standorts Deutschland. Helfen dürften auch weiter niedrige Inflationsraten, denn angesichts weniger stark steigender Löhne in den kommenden Monaten dürfte der noch überdurchschnittlich starke Anstieg der Dienstleistungspreise gedämpft werden. Aber auch die Unternehmen sind gefragt. Sie müssen bestehende Geschäftsprozesse und Produktportfolien überprüfen, ggf. an eine veränderte Nachfrage anpassen und den notwendigen Strukturwandel aktiv angehen sowie ihre Mitarbeitenden für diesen Wandel begeistern, um möglichst schnell wieder zukunftsfähig aufgestellt zu sein.