02.01.2018
Kapitalmarktausblick 2018
Kurzfristig Wackelig, …
Das bekannteste deutsche Aktienbarometer, der Standardwerteindex DAX beendete das Jahr 2017 mit einer Enttäuschung. So lag der Schlusskurs mit 12.918 Indexpunkten doch noch unter der viel beachteten Marke von 13.000 Punkten. Auf Jahressicht ist dies angesichts einer überraschend positiven Wertentwicklung von knapp 13 Prozent aber nur ein kleiner Wermutstropfen. Da am letzten Handelstag die markttechnisch wichtige Unterstützung bei 12.951 Punkten unterschritten wurde und die Verluste sich im neuen Jahr zunächst fortsetzten, sind die Aussichten kurzfristig nach unten gerichtet. Dabei könnte im Januar die 200-Tageslinie bei rund 12.600 Punkten in den Fokus rücken.
… auf mittlere Sicht aber positiv, … Grundsätzlich spricht in 2018 jedoch vieles für weiter steigende Aktienkurse. Vor allem die konjunkturelle Dynamik und die daraus resultierenden steigenden Unternehmensgewinne unterstützen die Notierungen. Der IWF hat seine Prognose für das Weltwirtschaftswachstum in 2018 auf 3,6 Prozent angehoben. Bemerkenswert ist besonders die außergewöhnliche Breite des Aufschwungs, der fast alle Regionen der Welt mit sich zieht. Entsprechend befinden sich sowohl Unternehmens- als auch Konsumentenstimmungsindizes weltweit größtenteils auf expansiven, teilweise sogar auf Rekord-Niveaus. Davon profitieren insbesondere stark exportorientierte und somit viele deutsche und europäische Unternehmen.
… wenige Fragezeichen, …
In Europa fokussieren sich die Marktteilnehmer Anfang 2018 auf die noch ausstehende Regierungsbildung in Deutschland. Unsere Basisannahme ist, dass eine Neuwahl vermieden werden kann, also eine (Minderheits-) Regierung in den ersten Wochen des Jahres zustande kommt. Da sich im Vorwege nahezu alle Parteien darin einig waren, Steuern zu senken und Investitionen in Bildung, Infrastruktur und Digitalisierung vorzunehmen, dürfte dies die deutsche Wirtschaft weiter anfeuern. „Die Welt wartet nicht auf uns“, sagte Angela Merkel in ihrer Neujahrsansprache. Richtig, die zeitnahe Bildung einer neuen deutschen Regierung ist zweifellos wünschenswert, um in der laufenden Diskussion über den Umbau der Eurozone ein gewichtiges Wort mitzureden. Bisher haben sich vor allem Frankreichs Staatspräsident Macron und die Europäische Kommission mit konkreten Plänen dazu geäußert.
Es ist davon auszugehen, dass es in 2018 zu weiteren Schritten, wie z.B. der Konkretisierung einer zukünftigen Europäischen Verteidigungsunion kommen wird. Insgesamt sollten diese Entwicklungen die Stabilisierung der Eurozone weiter vorantreiben. Anfang März steht dann jedoch mit der Parlamentswahl in Italien möglicherweise eine neue Herausforderung für die Eurozone bevor. Derzeit liegt ein Bündnis aus Forza Italia und Lega Nord in den Umfragen vorn. Auf dem zweiten Platz folgt die 5-Sterne-Partei Beppe Grillos. Allen gemein ist eine Euro- bzw. EU-kritische Einstellung. Zwar ist ein tatsächlicher Austritt Italiens aus der Eurozone unwahrscheinlich, Turbulenzen an den Börsen könnten aber trotzdem entstehen. Zudem können geopolitische Aspekte jederzeit für einen zwischenzeitlichen erheblichen Verlust sorgen.
Potenzial dafür haben beispielsweise der Nordkorea- und der Nahost-Konflikt. Auch die derzeitigen Unruhen im Iran könnten über eine Destabilisierung des Landes für mögliche Auswirkungen auf die Golfregion und die daraus resultierenden Ölpreissteigerungen für Belastungen an den internationalen Börsen sorgen. Das aus heutiger Sicht größte Risikopotenzial liegt jedoch bei einer Unterschätzung der zu erwartenden Preissteigerungsraten. Die Inflation könnte bis Ende 2019 das Zünglein an der Waage sein. Sollte sie wie erwartet getrieben durch steigende Löhne und Rohstoffpreise sowie steigende Kapazitätsauslastungen nur langsam weiter anziehen, wä- ren keine negativen Auswirkungen auf die Kapitalmärkte zu erwarten.
Angesichts der überaus positiven konjunkturellen Entwicklung ist jedoch auch ein – evtl. sogar deutliches – Überschießen über die von EZB und Fed avisierte 2-Prozent-Marke nicht auszuschließen. Das würde über stärker steigende Zinsen, teurere Refinanzierungen und höhere Bewertungen nachhaltige negative Auswirkungen auf Aktien, Immobilien und alle anderen im Zuge der Nullzinsphase im Kurs stark angestiegenen Anlageklassen haben.