BEITRAGS ARCHIV
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Derzeit zeigt sich, dass die Steuerung der Inflation kein so einfaches Unterfangen ist, schon gar nicht das Erreichen eines bestimmten Inflationsniveaus. Zwar betonen die Europäische Zentralbank EZB und andere bedeutenden Notenbanken, dass die aktuell höheren Preissteigerungsraten nur temporären Charakter haben. Die kürzlich erhöhten EZB-Projektionen liegen mit 1,7 Prozent für 2022 und 1,5 Prozent für 2023 sogar immer noch weit unter dem langfristigen Zielwert von 2 Prozent. Allerdings entwickelt sich gerade eine immer schwerer zu kontrollierende Eigendynamik, die aus vielen verschiedenen preistreibenden Komponenten besteht, die größtenteils von der Notenbank gar nicht beeinflusst werden können. Zuerst sind in den vergangenen Monaten die Preise für diverse Rohstoffe und Vorprodukte deutlich angestiegen, unter anderem aufgrund anhaltend gestörter Lieferketten. Dies hat für teils explodierende Produktionskosten in der Industrie gesorgt. Nun legten auch noch die Energiepreise unerwartet stark zu. Auch hier sind die Hintergründe vielfältig, dazu gehören Corona- und witterungsbedingte Produktionsunterbrechungen, erhöhte Nachfrage in der Erholung nach der Rezession, die nur langsame Anhebung der täglichen Rohölfördermenge durch die OPEC oder leere Gaslagerstätten in vielen Staaten. Der noch fehlende Schritt für eine länger anhaltende Phase erhöhter Inflationsraten wäre das Einsetzen einer Lohn-Preis-Spirale, die zumindest in den USA schon klar erkennbar ist. In dieser Woche werden die Stellenangebote laut offizieller Arbeitsmarktstatistik (Job Openings and Labor Turnover Survey des Bureau of Labour Statistics, JOLT) veröffentlicht, die mit knapp 11 Millionen offener Stellengesuche erneut auf Rekordniveau liegen dürften. Angesichts des zuletzt erneut nur geringen Anstiegs neuer Arbeitsverhältnisse in den USA eröffnet sich deutlicher Spielraum für Lohnerhöhungen für Arbeitnehmer. In Deutschland werden die derzeit höheren Inflationsraten schon zu einem Kernargument für höhere Lohnabschlüsse, schließlich treffen höhere Preise vor allem geringere und mittlere Einkommensempfänger. Die EZB-Projektionen dürften vor diesem Hintergrund – möglicherweise deutlich – zu niedrig liegen. Die Zinsen für Staatsanleihen werden weiter steigen, aber voraussichtlich noch lange unterhalb der Inflationsrate liegen.
Die Wachstumsdynamik der deutschen Industrie wird zunehmend durch anhaltende Lieferengpässe, knappe Transportkapazitäten und stark steigende Strom- und Energiepreise ausgebremst. Nach einem erneuten Rückgang des ifo-Geschäftsklimaindex im September zeichnen nun auch die jüngsten volkswirtschaftlichen Datenveröffentlichungen ein klares Bild des Industrieabschwungs. So gaben die Auftragseingänge im August um 7,7 Prozent nach. Vor allem die Aufträge für Investitionsgüter […]
Deutschland hat gewählt und die Ziele für eine wünschenswerte Zukunft sind klar umrissen: Es muss bis zum Ende der 2020er Jahre gelingen, eine wettbewerbsfähige Nachhaltigkeitsökonomie zu entwickeln, eine durch digitale Werkzeuge unterstützte, wandlungsfähige Gesellschaft, eine innovative Marktwirtschaft sowie eine Demokratie, die lebendig und stark ist. Ein solches Zukunftsbild wird von fast allen Parteien mehr oder weniger geteilt. Umso mehr verwunderte es, wie inhaltsarm der Bundestagswahlkampf verlief.
Es geht nicht ohne richtungsweisende Weichenstellungen
Die klaffende Lücke zwischen Zielen, Instrumenten und Konzepten muss geschlossen werden, um den Weg in eine gute Zukunft zu finden. „Gerade jetzt ist die Mobilisierung breiter
Gesellschaftsmehrheiten enorm wichtig für die Zielerreichung. Angesichts der zunehmenden Fokussierung auf Nebensächlichkeiten und einer verstärkten inhaltlichen Lagerbildung ohne
Möglichkeit zum Diskurs war das zuletzt immer schwieriger“, so Carsten Mumm, Chefvolkwirt bei DONNER & REUSCHEL und Autor der DONNER & REUSCHEL Standpunkte. „Es fehlt
fast überall an Agilität und Konzepten. Das Regierungshandeln der letzten Jahre war häufig kurzfristig und symptomatisch, selten nachhaltig und kurativ, wodurch man von Krise zu Krise geschlittert ist“, ergänzt Prof. Dr. Vöpel, Co-Autor der Studie.
Antworten auf die entscheidenden Fragestellungen der Zukunft
Die zukunftssichere Ausrichtung Deutschlands funktioniert nur im europäischen Kontext. Doch der Verlauf des Abzugs internationaler Truppen aus Afghanistan im August 2021 hat
unterstrichen, was seit längerer Zeit offenkundig ist, nämlich, dass Europa im geopolitischen Systemwettbewerb mit China einerseits und den USA andererseits an Boden verliert. Dieser
Befund ist auch ökonomisch bedenklich, da es in den kommenden Jahren um die Neugestaltung der Globalisierung und der internationalen Handelspolitik geht. Der geopolitische Systemwettbewerb wird auch und insbesondere über neue Technologien geführt. Europa muss daher den Anspruch formulieren, diese Technologien mit einem eigenen europäischen Ansatz zu entwickeln und zu nutzen. Gelingt das nicht, wird man sich langfristig nur extern vorgegebenen Standards anpassen können.
Der erste Teil der siebenteiligen Reihe „DONNER & REUSCHEL Standpunkte: Deutschland nach der Wahl“ bezieht sich auf die Frage der Souveränität. Es wird untersucht, wie
Deutschland und Europa in einer Zeit der geopolitischen Verschiebungen an strategischer Souveränität gewinnen sowie Demokratie, offene Märkte und den Multilateralismus stärken
können.
Konkret ist die Aufgabe der nächsten Bundesregierung:
- Europas Souveränität zu unterstreichen, indem das transatlantische Bündnis wieder gestärkt, Wertegemeinschaften und Kooperationen gefördert und das Verhalten
gegenüber China und Russland geklärt werden. - Europas Stabilität zu stärken, indem ein ordnungspolitisch und institutionell glaubwürdiger Rahmen geschaffen wird, der zentrale Aufgaben zentralisiert (Stärkung der
europäischen Souveränität) und dezentrale Aufgaben in die Länder und Regionen zurückgibt (Stärkung des Föderalismus und der Subsidiarität). - Konkrete Umsetzungsschritte zur Stärkung der europäischen Zentralinstanz zu forcieren, bspw. den Aufbau einer gemeinsamen, und die Abhängigkeit von Externen reduzierenden europäischen Verteidigungs-, Pandemie- und Katastrophenbekämpfungsstrategie.
- Die besondere Bedeutung der fiskal- und geldpolitischen Regeln sowie der finanzpolitischen Ausgleichsmechanismen zu unterstreichen. Um der zunehmenden Verquickung von Geld- und Fiskalpolitik zu begegnen, sollte die Unabhängigkeit der Notenbank von politischen Entwicklungen zweifelsfrei wiederhergestellt werden.
- Die Weiterentwicklung der „Fiskalunion“ anzugehen, die jedoch nicht in einer allgemeinen Gemeinschaftshaftung enden darf, sondern in einer Stärkung der Reformanreize.
- Europa als Wertegemeinschaft zu profilieren, vor allem mit einem eigenen Ansatz des Unternehmertums, der gemeinschaftlichen Nutzung und Entwicklung neuer
Technologien sowie des Schutzes der menschlichen Würde und der natürlichen Lebensgrundlagen.
Die DONNER & REUSCHEL Standpunkte „Deutschland nach der Wahl“ bilden den vierten Teil der Studienreihe „Mensch, Gesellschaft, Ökonomie – gemeinsam für eine bessere Zukunft“, und leiten aus einem Zukunftsbild Deutschlands und Europas im Jahr 2030 die wichtigsten Fragen der Zukunft sowie konkrete Handlungsrichtungen für die Politik ab.
Die ausführlichen Ergebnisse der Studienreihe finden Sie hier.
Börsen im September: Licht und Schatten
Die zuletzt sinkenden Corona-Neufallzahlen, u.a. in vielen europäischen Staaten und den USA, nähren die Hoffnung, dass der Einfluss der Pandemie auf Konjunktur und Kapitalmärkte in den kommenden Wochen nachlässt. Allerdings bleibt das Problem zum Teil sehr niedriger Impfquoten in vielen Schwellenländern. Neben humanitären Härtefällen drohen bei steigenden Fallzahlen auch wirtschaftlich negative Rückwirkungen. Zudem besteht die Gefahr, dass bei hoher Infektionsdynamik neue Virusvarianten entstehen, durch die die steigende Immunität der Weltbevölkerung übersprungen werden könnte.
Die jüngsten Schnellschätzungen der Markit-Einkaufsmanagerindizes verdeutlichten allerdings noch eine Belastung der Geschäftsaussichten der Unternehmen, v.a. im Dienstleistungsbereich, aufgrund der Befürchtung künftig erneut notwendiger Shutdown-Maßnahmen. In China ist der Einkaufsmanagerindex des Dienstleistungssektors sogar unter die Expansionsmarke von 50 Punkten gerutscht, da neben Corona-Restriktionen auch die insgesamt nachlassende Wachstumsdynamik sowie die Verunsicherungen rund um den Ausfall des Immobilienentwicklers Evergrande die Stimmung belasteten. Entsprechend fiel auch das Wachstum der Einzelhandelsumsätze im August mit einem Plus von 2,5 Prozent sehr schwach aus.
Auch im Verarbeitenden Gewerbe sank die Zuversicht der Unternehmen gemäß Umfrage von Markit weltweit deutlich, zeichnet aber weiterhin das Bild einer steigenden Produktion in den kommenden Monaten. Gründe sind hier vor allem die anhaltenden Lieferengpässe bei vielen Vorprodukten und Rohstoffen, knappe Transportkapazitäten sowie Schwierigkeiten, genügend ausreichend qualifiziertes Personal zu akquirieren und daraus resultierende erhebliche Produktionskostensteigerungen.
Da diese noch immer weitgehend an die Endverbraucher durchgereicht werden können, bleibt auch die Inflationsdynamik in den kommenden Monaten hoch. Zwar laufen am Anfang des kommenden Jahres einige preistreibende Einmal- und Basiseffekte aus, trotzdem dürfte die historisch beispiellose Lücke zwischen rekordhohen Auftragseingängen und kapazitätsbedingt ausgebremster Produktion, bspw. in der deutschen Industrie, nicht kurzfristig abgebaut werden und entsprechend den Preisdruck hochhalten.
Vor diesem Hintergrund hatte sowohl die EZB als auch die US-Notenbank Fed zuletzt ihre Inflationsprojektionen angehoben und erwarten nunmehr für die Eurozone 1,7 Prozent in 2022 sowie 1,5 Prozent in 2023 bzw. in den USA jeweils 2,2 Prozent in den kommenden beiden Jahren. Allerdings ist davon auszugehen, dass diese Erwartungen aufgrund der Fülle an preistreibenden Faktoren noch zu gering bemessen sind. Untermauert wird das Bild anhaltend höherer Inflationsraten durch die Annahme eines auch im kommenden Jahr überdurchschnittlichen Wachstums in vielen Regionen weltweit. So rechnet die OECD gemäß ihres aktuellen Economic Outlook nach 6 Prozent globalem Wachstums in diesem mit 5,7 Prozent Wachstum im kommenden Jahr.
Die Fed hat trotzdem in ihrer letzten Zinssitzung die Reduzierung der monatlichen Wertpapierkaufvolumina (Tapering) noch nicht konkret angekündigt. Es ist davon auszugehen, dass die Notenbanker zunächst den September-Arbeitsmarktbericht abwarten wollen, um den weiteren Kurs festzulegen. Da Anfang September erhebliche Unterstützungszahlungen für nicht arbeitende Menschen in den USA eingestellt wurden, ist davon auszugehen, dass die Anzahl an neu geschaffenen Stellen deutlicher steigt als in den letzten Monaten. Dann wäre der Weg frei für eine Konkretisierung der Taperingpläne in der nächsten Zinssitzung Anfang November und einen Start des Taperings Anfang 2022.
Die Situation rund um die Pleite des Immobilienentwicklers Evergrande in China ist nicht ganz klar. Offensichtlich wurde die gestern fällige Zinszahlung auf eine in US-Dollar-Anleihe des Unternehmens zumindest nicht vollständig vorgenommen. Eindeutig ist, dass die Regierung in Peking nicht gewillt ist, das Unternehmen als Ganzes zu retten. Es sollen aber die schlimmsten Nebenwirkungen für Anleger, Kunden, finanzierende Banken, andere Immobilienentwickler und die Kapitalmärkte begrenzt werden. Entsprechende Anweisungen wurden an die chinesischen Regionalregierungen ausgegeben. Grundsätzlich ist positiv, dass man das Problem erkannt hat und die Auswirkungen eingrenzen möchte. Die vagen Handlungsanweisungen dazu erhöhen jedoch das Risiko, dass es zu Fehlern in der politischen Umsetzung kommt und daraus doch noch größere Turbulenzen entstehen könnten. Evergrande dürfte die Märkte daher in den kommenden Wochen weiterbewegen.
Die Bundestagswahl am Wochenende dürfte kurzfristig kaum Auswirkungen für die internationalen Börsen haben. Da zwischen Union und SPD ein Kopf-an Kopf-Rennen möglich ist und voraussichtlich bis zu sechs verschiedene Regierungskonstellationen infrage kommen, wird sich erst eine neue Koalition herauskristallisieren müssen, bevor Rückschlüsse auf den mittel- bis langfristigen Kurs der Bundesregierung möglich sind. Grundsätzlich steht die neue Regierung vor enormen Herausforderungen, bspw. die Bewältigung der Corona-Pandemie und wichtige Weichenstellungen bzgl. der Digitalisierung, des Klimawandels und demografischer sowie geopolitischer Entwicklungen, die ein zeitnahes Anpacken erfordern. Dazu werden wir kurzfristig eine zusammen mit Prof. Dr. Henning Vöpel, künftiger Direktor des Centrum für Europäische Politik, erstellte Publikation veröffentlichen.
Hamburg – Am morgigen Donnerstag, den 23. September 2021, feiert DONNER & REUSCHEL die offizielle Eröffnung ihres neuen Standorts an der Düsseldorfer Königsallee. Neben DONNER & REUSCHEL-Vorstandssprecher Marcus Vitt und dem ehemaligen Hamburger Bürgermeister Ole von Beust wird Düsseldorfs Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller beim Empfang in der Königsallee 27 ein Grußwort sprechen.
Nach Hamburg, München, Kiel und Bremen haben die DONNER & REUSCHEL-Kunden nun auch in Düsseldorf feste Ansprechpartner. Vor Ort werden dann, neben Private Banking-Kunden, auch institutionelle Kunden und Kunden mit dem Schwerpunkt Heilberufe betreut.
„Die Eröffnung dieses Standortes in Düsseldorf ist ein konsequenter Schritt, mit dem wir die Nähe zu unseren Kunden auch im Westen Deutschlands ausbauen“, sagt Vorstandssprecher Marcus Vitt. Ebenfalls in Düsseldorf ansässig ist die zu DONNER & REUSCHEL gehörende PMP Vermögensverwaltung, die bereits seit vielen Jahren langjährige Kundenbeziehungen pflegt. „Schnelle Entscheidungswege und der persönliche Kontakt sind Teil unserer Unternehmensphilosophie, deshalb freue ich mich, dass wir jetzt auch im Herzen der Rheinmetropole für unsere Kunden und Partner da sein können“, so Vitt.
Die Privatbank DONNER & REUSCHEL befindet sich auf Wachstumskurs. Erst im Februar des Jahres startete ein mittlerweile fünfköpfiges DONNER & REUSCHEL Team am neuen Standort in der Hansestadt Bremen.
Weitere Informationen über das Bankhaus finden Sie unter: www.donner-reuschel.de
Der weitere Verlauf der Corona-Pandemie ist nur schwer prognostizierbar. Zwar haben mittlerweile 3,2 Mrd. Menschen, also etwa 40 Prozent der Weltbevölkerung zumindest eine Impfdosis erhalten und die Immunität steigt zusätzlich durch eine steigende Anzahl an Genesenen. Allerdings wird dadurch auch der Virus unter Druck gesetzt, Varianten zu entwickeln, die Immunitäten überwinden können. Aufgrund der nach wie vor dynamischen Verbreitungsgeschwindigkeit der Pandemie bleibt diese ein Kernrisiko für die wirtschaftliche Entwicklung in den kommenden Monaten.
Die weltweit weiter steigenden Corona-Fallzahlen verunsichern sowohl Unternehmen als auch Konsumenten. Der GfK-Konsumklimaindex für Deutschland gab entsprechend und zusätzlich aufgrund deutlich steigender Preise nach, obwohl die Anzahl der Kurzarbeitenden gemäß einer aktuellen Studie des ifo-Instituts im August auf nur noch 688.000 gesunken ist.
Der ifo-Geschäftsklimaindex wurde auch durch die zunehmenden Zulieferengpässe gedrückt. Das ifo-Institut spricht mittlerweile sogar von einer Beschaffungskrise und einer resultierenden realen Gefahr für den Aufschwung. Knapp 70 Prozent aller Unternehmen in Deutschland berichten von maßgeblichen Engpässen. Vom Mangel an Chips und Halbleitern bspw. sind besonders die Automobil-Industrie und die Hersteller von elektronischen Ausrüstungen betroffen. Bisher waren die meisten Unternehmen in der Lage, die gestiegenen Produktionskosten an die Endverbraucher weiterzureichen. Diese Möglichkeit besteht jedoch nicht unbegrenzt und dürfte künftig verstärkt die Margen belasten, wie bei vielen Autobauern schon jetzt erkennbar ist.
Die Präsidentin der EZB, Christine Lagarde betonte auf der gestrigen Pressekonferenz nochmal, dass man den aktuellen Inflationsanstieg nur als temporär betrachtet. Entsprechend wurden die Projektionen der EZB nur leicht angehoben. Erwartet werden nun 2,2 Prozent Preissteigerungsrate für 2021 sowie 1,7 bzw. 1,5 Prozent für 2022 und 2023. Zudem kündigte Lagarde an, ab dem vierten Quartal das Volumen der monatlichen Wertpapierkäufe leicht zu reduzieren, was aber keine generelle Abkehr vom ultra-expansiven geldpolitischen Kurs bedeutet.
In den USA wurde jüngst erneut mit 10,9 Millionen eine neue Rekordanzahl an offenen Stellen vermeldet. Gleichzeitig entfallen ab dem 6. September für viele US-Bürger die zusätzlichen, von der Zentralregierung in Washington finanzierten Unterstützungszahlungen. Damit müsste die Arbeitslosigkeit im Laufe des Monats deutlich sinken. Falls nicht, wäre der zuletzt stockende Jobaufbau auf andere Gründe zurückzuführen, bspw. fehlende Qualifikationen der Bewerber oder unzureichende Kinderbetreuungsmöglichkeiten angesichts coronabedingt geschlossener Schulen und Kitas.
Die US-Notenbank Fed wird daher voraussichtlich die kurzfristige Entwicklung am Arbeitsmarkt abwarten und in der kommenden Sitzung ihres Entscheidungsgremiums am 21. und 22. September noch keine konkrete Ankündigung einer Reduktion der monatlichen Wertpapierkaufvolumina (Tapering) vornehmen. Das Marktumfeld bleibt damit von tief negativen Realzinsen und steigenden Risiken aufgrund der Corona-Pandemie, hoher Inflationsraten und anhaltender Lieferengpässe geprägt. Aktien bleiben grundsätzlich durch expansive Geld- und Fiskalpolitik sowie den dynamischen weltweiten Aufschwung unterstützt. Es ist aber mit verstärkten Gewinnrevisionen und daher auch zwischenzeitlichen Rückschlägen in den kommenden Monaten zu rechnen.
Das Kapitalmarktumfeld im August: Wachstumsspitze überschritten
Die jüngste Veröffentlichung des ifo-Geschäftsklimaindex verdeutlichte einen weltweit erkennbaren Trend: Unternehmen schätzen die aktuelle Lage überwiegend sehr positiv ein, senken jedoch ihre Erwartungen für die künftigen Geschäftsaussichten. Grund für die zunehmende Skepsis sind einerseits wieder stark steigende Corona-Neufallzahlen, nicht nur in Europa. In Australien und Neuseeland erfolgten aufgrund der dortigen „No-Covid-Strategie“ weitreichende Shutdownmaßnahmen. Selbst in Israel nahmen die neuen Coronafälle trotz seit langem hoher Impfquoten wieder zu. In den USA berichten vor allem südliche Bundesstaaten mit zumeist geringeren Impfquoten von deutlich steigenden Fallzahlen und teilweise schon knappen Krankenhauskapazitäten. In China wurden wegen einzelner Fälle gewohnt rigorose Restriktionen umgesetzt, unter anderem die Schließung eines kompletten Terminals in einem der größten Containerhäfen der Welt.
Wenn Logistikeinheiten ausfallen, wird ein weiterer, vor allem den Optimismus von Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes schon lange bremsender Belastungsfaktor verstärkt: die außergewöhnlichen Engpässe bei vielen Vorprodukten, Rohstoffen und Transportkapazitäten sowie resultierende, teils extreme Produktionskostensteigerungen. Da auch die Einkaufsmanagerindizes zuletzt weltweit nachgaben, zeichnet sich das Bild einer langsam nachlassenden Wachstumsdynamik ab. Entsprechend wurden in China für Juli erneut unter die Erwartungswerte gesunkene Zuwachsraten bei Anlageinvestitionen, Einzelhandelsumsätzen und Industrieproduktion vermeldet. Sowohl in den USA als auch in Deutschland sank die Verbraucherstimmung mit der Folge ebenfalls nachgebender Juli-Einzelhandelsumsätze. Trotzdem erwartet der Internationale Währungsfonds IWF gemäß seines jüngsten Prognose-Updates weiterhin ein überdurchschnittliches Wachstum der Weltwirtschaft in Höhe von 6 Prozent in diesem und 4,9 Prozent im kommenden Jahr.
Aufgrund der zunehmenden Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung äußerte sich der Präsident der US-Notenbank Fed auf dem viel beachteten Economic Forum in Jackson Hole, Wyoming, nur sehr vorsichtig. Anders als vielfach erwartet, kündigte er noch keine Reduktion der monatlichen Wertpapierkaufvolumina (Tapering) an. Weiterhin geht man sowohl bei der Fed als auch bei der Europäischen Zentralbank EZB davon aus, dass die deutlich gestiegenen Inflationsraten (5,4 Prozent in den USA / 3,9 Prozent in Deutschland / 3,0 Prozent in der Eurozone) nur ein temporärer Effekt sind.
Zinsen: leicht steigend
Auf der Zinsseite zogen die Renditen für Staatsanleihen trotzdem nur leicht an. So rentierte eine zehnjährige Bundesanleihe Ende August bei -0,38 Prozent p.a. Bei 30 Jahren Restlaufzeit wird derzeit eine positive Rendite von 0,10 Prozent p.a. erzielt. Nach Abzug der Inflation liegen die Realrenditen zehnjähriger Staatsanleihen jedoch tief im negativen Bereich (-4,3 Prozent in Deutschland / -4,1 Prozent in den USA).
Aktien: nahe Allzeithochs
An den internationalen Aktienbörsen konnten auch aufgrund außerordentlich positiv vermeldeter Unternehmensergebnisse für das 2. Quartal erneut neue Allzeithöchststände erreicht werden. So notierte der Deutsche Aktienindex DAX Ende August kurzzeitig oberhalb der Marke von 16.000 Punkten und der US-Leitindex S&P 500 überstieg die Marke von 4.500 Punkten. Besonders positiv entwickelten sich viele Technologieaktien und sorgten so für ein Plus des NASDAQ 100 von gut 6 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Erneut zurückhaltend entwickelten sich demgegenüber chinesische Aktien vor dem Hintergrund zunehmender staatlicher Regulierungseingriffe, insbesondere im Technologiesektor.
Währungen: Euro etwas fester
Der Euro notierte im Vergleich zum US-Dollar Ende August bei gut 1,18 EUR/USD und konnte damit den im Monatsverlauf erreichten Tiefpunkt unter 1,17 EUR/USD wieder verlassen. Sowohl gegenüber dem Schweizer Franken, dem Yen als auch dem Pfund legte die Gemeinschaftswährung leicht zu.
Rohstoffe: Gold stabil, Rohöl schwächer
Der Goldpreis lag Ende August kaum verändert bei gut 1.800 US-Dollar pro Feinunze. Die Rohölnotierungen hingegen gaben deutlich nach. Der Preis der Nordseesorte Brent fiel von über 75 auf 72 US-Dollar. Hintergrund waren die sich abzeichnende leichte Konjunkturabkühlung sowie der Beschluss eines sukzessiven Abbaus der im Zuge der Coronakrise beschlossenen Förderkürzungen durch das Ölpreiskartell OPEC.
Krypto-Assets: deutlich erholt
Der Kurs des Bitcoin stieg von 41.500 Anfang August auf über 47.000 US-Dollar an. Noch besser entwickelte sich das nach Marktkapitalisierung zweitgrößte Krypto-Asset, Ethereum, mit einem Kursplus von gut 35 Prozent und einer Notierung von 3.400 US-Dollar am Monatsende, nachdem die Art der Berechnung von Transaktionsgebühren auf der Blockchain adjustiert wurde.
Implikationen für Anleger
Die Zeit der schnellen Kursgewinne scheint an den internationalen Aktienmärkten vorerst vorbei zu sein. Vielmehr nehmen die potenziellen Risikofaktoren deutlich zu, v.a. in Form möglicher Rückschläge bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie. Fraglich ist aber auch, ob Unternehmen weiterhin in der Lage sind, die wohl noch weiter steigenden Produktionskosten an die Endverbraucher durchzureichen. Schon jetzt sinkt aufgrund der steigenden Inflationsperspektiven die Konsumbereitschaft. Allerdings ist bisher weiter Verlass auf die Notenbanken. Selbst in den USA konnte sich Fed-Präsident Powell noch nicht zur konkreten Ankündigung eines weniger expansiven geldpolitischen Kurses durchringen. Derzeit ist sogar fraglich, ob dies im Rahmen der nächsten turnusgemäßen Sitzung des Entscheidungsgremiums am 21. September erfolgen wird. Sollte die Wachstumsdynamik in den kommenden Monaten zu stark abnehmen, könnte die ohnehin erst frühestens gegen Ende 2022 erwartete Zinswende in den USA in noch weitere Ferne rücken. Vorerst bleibt es also dabei: mit verzinslichen Anlagen ist der Kaufkrafterhalt kaum möglich, wodurch alle Formen realer Anlagen (Aktien, Immobilien, Edelmetalle) sowie andere Alternativen, z.B. Krypto-Assets, weiter unterstützt werden. Hinzu kommt eine nahezu allgegenwärtige Skepsis der meisten Marktteilnehmer. Es ist trotz vielfacher Allzeithöchststände keinerlei Euphorie zu spüren, weshalb viele Anleger nicht voll investiert sein dürften. Entsprechend ist davon auszugehen, dass zwischenzeitliche Kurskorrekturen – wie schon in den letzten Monaten – für Nachkäufe genutzt werden und größere Abstürze verhindern werden.
Der Hamburger Investorentag (HIT) ist eines der bedeutendsten Kapitalmarktevents für mittelständische Unternehmen aus der DACH-Region und die führende Nebenwerte-Konferenz des Nordens. Der HIT findet zweimal im Jahr statt und wird von Investoren und Emittenten insbesondere für ein hochkarätiges Teilnehmerfeld sowie die hohe Reichweite sehr geschätzt. Erfolgsgaranten des HITs sind das Hamburger Researchhaus Montega sowie die traditionsreiche Privatbank DONNER & REUSCHEL, die die Konferenz partnerschaftlich ausrichten und ihre Expertise im Kapitalmarktbereich zum Wohle aller Teilnehmer bündeln.