Investmentausblick
Oktober 2024 / Sadettin Yildiz, Chief Investment Officer
Die anstehende US-Präsidentschaftswahl ist nicht nur wegweisend für die amerikanische Gesellschaft, sondern auch für die globalen, wirtschaftlichen und politischen Beziehungen. Aktuelle Umfragen* sehen Kamala Harris und Donald Trump in einem Kopf-an-Kopf-Rennen. Die „Swing States“ (Arizona, Georgia, Michigan, Nevada, North Carolina, Pennsylvania und Wisconsin) stehen hierbei in einem besonderen Fokus. Was eint und was trennt die Kandidaten hinsichtlich der Implikationen für den Kapitalmarkt?
WOFÜR STEHT TRUMP?
Der Konsens erwartet bei einer neuen Trump-Präsidentschaft Änderungen in der Wirtschafts- und Steuerpolitik analog jener aus der ersten Amtszeit. Im Kern geht das mit Steuererleichterungen, Protektionismus und Deregulierung einher. Insbesondere die Sektoren Finanzen, Industrie, Energie und Infrastruktur würden hiervon profitieren. Abschottende Maßnahmen wie Zölle, mit der Gefahr von Handelskonflikten, könnten hingegen die Inflationstendenzen heraufbeschwören und unmittelbare Auswirkungen auf die Zinspolitik mit sich bringen. Unklar bliebe der „Trump-Effekt“ auf die FED-Geldpolitik. In seiner ersten Amtszeit hatte Trump Druck auf die FED und ihren Notenbank-Chef ausgeübt, die Zinsen deutlich zu senken. Auch wäre abzuwarten, wie die großen Technologie-Werte von Trump gesehen werden, hatte er doch offen gedroht, deren Macht durch Zerschlagung zu limitieren.
WOFÜR STEHT HARRIS?
Harris setzt sich für Themen wie soziale Gerechtigkeit, Gleichstellung und Diversität ein. Ihre Unterstützung für Klimaschutzmaßnahmen und erneuerbare Energien könnte Investitionen in grüne Technologien und nachhaltige Unternehmen begünstigen. Harris hat sich für eine erweiterte Gesundheitsversorgung ausgesprochen. Unternehmen im Gesundheitssektor, insbesondere solche, die sich auf erschwingliche Gesundheitslösungen konzentrieren, könnten von diesen politischen Initiativen profitieren.
WAS ERWARTEN DIE MÄRKTE?
Während die Umfragen nach wie vor eher unentschieden ausfallen, zeigt sich der amerikanische Aktienmarkt im Gleichlauf mit den Wettquoten, die einen Trump-Sieg für wahrscheinlicher halten. Beispielsweise entwickelten sich die Aktien von Banken gegenüber denen aus dem Gesundheitssektor in den letzten drei Monaten um knapp 10 Prozentpunkte besser. Die Hoffnung auf Deregulierung zeigt sich hier deutlich.
Die Aktie seines eigenen Unternehmens „Trump Media & Technology Group“ hat sich seit Ende September gar fast verdoppelt. Aber nicht nur die Aktienmärkte erwarten Trumps Sieg, auch die Zinsmärkte fügen sich dem Schema. So sind etwa die Zinsen 30-jähriger US-Staatsanleihen um etwa 0,4 Prozentpunkte gestiegen – in Antizipation sehr expansiver Fiskalpolitik durch Steuersenkungen unter Trump und einem erwarteten Defizit von 7 bis 8 Prozent.
WISSEN DIE MÄRKTE ES BESSER?
Als historischer Vergleich dient uns der Präsidentschaftswahlkampf zwischen Ronald Reagan und Jimmy Carter. In den Umfragen vor der Wahl lagen Reagan und Carter oft eng beieinander, wobei Carter zum Teil leicht in Führung war. Die Märkte positionierten sich aber zunehmend für einen Sieg Reagans, der sich ähnlich wie Trump für Deregulierung und Steuersenkungen aussprach. Ronald Reagan gewann die Wahl deutlich: Er erhielt 50,5 Prozent der Stimmen im Vergleich zu Carters 41 Prozent. Reagan konnte zudem eine überwältigende Mehrheit im Electoral College erzielen. Für Anleger ist es ratsam, vor der Wahl taktisch die Risiken zu reduzieren. Dies gilt für den Aktienbereich, aber auch für die Zins-Investments – gerade inmitten einer ganz vernünftigen Jahresentwicklung für beide Assetklassen.
*polymarket.com