02.01.2019

Kapitalmärkte 2019: Nervenstärke ist gefragt, um Chancen zu nutzen

Das Kapitalmarktumfeld wird in 2019 von nachlassender Dynamik der globalen Konjunktur, weiter steigenden Zinsen in den USA und erheblichen politischen Unsicherheiten geprägt.

Dabei bleibt die globale wirtschaftliche Dynamik trotz Abschwächung im Vergleich zu 2018 grundsätzlich hoch. So erwartet der IWF im kommenden Jahr – noch – ein Weltwirtschaftswachstum in Höhe von 3,7 Prozent. Allerdings haben die Wolken am Konjunkturhimmel im Jahresverlauf 2018 deutlich zugenommen. Vor allem der immer weiter eskalierende Handelsstreit hat die Stimmung von Unternehmen und Konsumenten in Europa und den Schwellenländern eingetrübt. Zuletzt häuften sich sogar Enttäuschungen bei wichtigen US-Frühindikatoren, wie beispielsweise Einkaufsmanagerindizes oder Auftragseingängen für die Industrie. Dies erhöht zwar den Druck auf US-Präsident Trump, in den kommenden Monaten Fortschritte zu erzielen, trotzdem wird er allein schon aus wahltaktischen Gründen die aufgebaute Drohkulisse gegenüber China und Europa kaum von heute auf morgen einreißen.

Die US-Notenbank Fed nähert sich dem Ende ihres Zinserhöhungszyklus, der in den letzten Jahren durch einen stärkeren US-Dollar sowie Kapitalumschichtungen in die USA auch viele Schwellenländer zusätzlich belastet hatte. Zwei weitere Zinsanhebungen werden noch erwartet. Danach könnte jedoch eine Pause folgen, um eine zu straffe Geldpolitik mit der möglichen Folge einer anschließenden Rezession zu vermeiden.

Besonders in Europa wird im ersten Quartal 2019 der völlig unberechenbare Brexit-Prozess die Börsen beeinflussen. Ein ungeordnetes Ausscheiden Großbritanniens aus der EU Ende März bleibt möglich und hätte mit Sicherheit negative Auswirkungen auf die Kapitalmärkte. Kurzfristig dürften europäische Aktien und der Euro darunter leiden. Gleiches gilt für den Fall eines erneuten Aufflammens der Vertrauenskrise in der Eurozone. Sollten sich die Risikoprämien für italienische oder gar französische Staatsanleihen im Zuge der Diskussionen um die Haushaltsplanungen beider Staaten erneut und deutlich ausweiten, wären weitere Belastungen der jeweiligen Volkswirtschaften unumgänglich.

Die EZB wird angesichts der konjunkturellen Abkühlung in 2019 keine Leitzinserhöhung vornehmen. Für Bundesanleihen mit längeren Laufzeiten ist zwar mit sukzessiven Zinssteigerungen zu rechnen, nach Inflation bleibt die reale Rendite allerdings weit im negativen Bereich – ein Kaufkraftverlust ist damit sicher. Die weiterhin günstigen Refinanzierungsbedingungen für Unternehmen bzw. die kaum vorhandene Alternative verzinslicher Anlagen dürften europäische Aktienmärkte tendenziell jedoch stützen.

2019 könnte daher – nach einem holprigen Start – auch das Jahr der großen Einstiegschancen werden, wenn sich einige der politischen Belastungsfaktoren positiv auflösen. Grundsätzlich sind deutsche Aktien mit einer Dividendenrendite des DAX von über drei Prozent attraktiv. Auch die Bewertungen sind nach der negativen Entwicklung in 2018 nicht überzogen und liegen deutlich unter denen US-amerikanischer Aktien.

Anleger sollten sich mit Blick auf die kommenden Monate weiterhin auf erhöhte Schwankungen einstellen. Aufgrund der außergewöhnlichen Gemengelage an kaum prognostizierbaren politischen Einflüssen mit teilweise erheblichen Rückwirkungen auf die Kapitalmärkte, ist eine vorab definierte und konsequent umzusetzende Verlustbegrenzungsstrategie unumgänglich. Genauso wichtig ist allerdings auch der rechtzeitige Wiedereinstieg in die Aktienmärkte, sollte sich die Situation aufklaren. Chancen müssen mehr denn je genutzt werden, sobald sie sich ergeben.

Carsten Mumm

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Carsten Mumm, Leiter Kapitalmarktanalyse und Chefvolkswirt bei DONNER & REUSCHEL, fasst regelmäßig die Markt- und Meinungslage für Sie zusammen.

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