16.04.2024 / Carsten Mumm
Während die US-Konjunktur seit mehreren Quartalen überrascht, werden die Wachstumsschätzungen für die Eurozone und für die Weltwirtschaft laufend nach unten korrigiert. Die bremsende Wirkung der – im Vergleich zu Europa – stärker gestiegenen US-Zinsen, wurde durch einen anhaltend robusten privaten Konsum und eine sehr expansive fiskalische Ausgabenpolitik der US-Regierung kompensiert. Zuletzt war weder von einer „soften“ noch von einer „harten“ konjunkturellen Landung der US-Wirtschaft die Rede. Vielmehr entsteht der Eindruck, dass es zu gar keiner Landung, also keiner nennenswerten Abkühlung des Wachstums kommt.
Softe Landung, harte Landung, gar keine Landung?
Die Kehrseite dieser mangelnden Abstimmung zwischen Geld- und Fiskalpolitik wird sich jedoch in den kommenden Monaten zeigen. Denn die anhaltend hohe Dynamik der Konjunktur sorgt dafür, dass die Inflationsrate auf zu hohen Niveaus verharrt. In Folge dessen wurde die Erwartung einer zeitnahen Leitzinssenkung durch die US-Notenbank Fed bereits verschoben. Mittlerweile wird erst im September mit einer Leitzinssenkung gerechnet – gefolgt von einer zweiten im Dezember. Offensichtlich passen die Erwartung einer ausreichend sinkenden Inflation mit dem Szenario eines „no landing“ nicht zusammen.
Zinspolitik bremst positive Impulse aus
Vielmehr dürften die anhaltend hohen Zinsen verspätet für einen Dämpfer des Wachstums sorgen. Dem jüngsten NAHB-Immobilienmarktindex konnte man entnehmen, dass positive Impulse für die Baubranche durch sehr hohe Hypothekenzinsen von mehr als 7 Prozent vorerst ausgebremst werden. Entsprechend werden auch die Wirkungen in anderen, stark auf Fremdfinanzierungen basierenden Segmenten der Wirtschaft ausfallen. Dabei dürfte der Konsum stärker unter hohen Konditionen für Studenten- und Autokredite sowie teuren Kreditkartenschulden leiden. Einige Banken werden zudem – im Zuge erwartbar fallender Preise – im ohnehin angeschlagenen Segment der gewerblichen Immobilienkredite ihre Kreditvergabebedingungen verschärfen. Sowohl das schwächere Wachstum als auch stärker sinkende Zinsen in den USA werden kommen, nur später als noch vor Monaten erwartet.