05.01.2021
Börsen im Dezember: positiver Jahresausklang – gute Basis für 2021
Das Kapitalmarktumfeld: Corona-Pandemie vs. politische Einigungen
Nachdem die im November in Kraft getretenen Regelungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie in Deutschland nicht den erhofften Erfolg brachten, wurden Mitte Dezember verschärfte Shutdown-Maßnahmen implementiert. Die zusätzlichen Einschränkungen betreffen vor allem die Bereiche Einzelhandel, Beherbergungen, Restaurants sowie Veranstaltungen und werden dafür sorgen, dass neben der Eurozone auch Deutschland im 4. Quartal erneut ein negatives Wachstum zu verzeichnen haben wird. Auch in anderen europäischen Volkswirtschaften trübten sich die kurzfristigen wirtschaftlichen Perspektiven angesichts zuletzt wieder steigender Corona-Fallzahlen ein, bspw. in Großbritannien und den Niederlanden. Entsprechend gaben Konsumentenstimmungsindizes, wie das GfK-Konsumklima in Deutschland auf ohnehin niedrigen Niveaus erneut nach.
Trotzdem hellte sich die Unternehmensstimmung in der Eurozone gemessen an Frühindikatoren zuletzt etwas auf. So stieg der ifo-Geschäftsklimaindex in Deutschland auf 92,1 Punkte. Getragen wird diese Entwicklung vom Verarbeitenden Gewerbe, das von einer stark gestiegenen Exportnachfrage nach Industriegütern vor allem aus China profitiert. Zudem sehen Unternehmen einem zwar aufgrund der erneuten Corona-Infektionswellen verzögerten, aber doch ab dem Frühjahr erwartbaren deutlichen konjunkturellen Aufschwung entgegen.
In den USA gaben die Einkaufsmanagerindizes für das Verarbeitende Gewerbe und die Dienstleistungen zwar leicht nach, deuten aber weiterhin und trotz sehr hoher Corona-Infektionszahlen eine Ausweitung der Produktion in den kommenden Monaten an.
Von politischer Seite wurden kurz vor dem Jahresende einige entscheidende Fortschritte vermeldet. So einigte man sich zwischen der Europäischen Union und Großbritannien auf einen Vertrag zur Regelung der künftigen Handelsbeziehungen und konnte ein ungeregeltes Ende der Brexit-Übergangsfrist per 31. Dezember vermeiden. Zudem konnten der geplante Wiederaufbaufonds und der Haushalt der Europäischen Union (EU) für die kommenden 7 Jahre im EU-Rat verabschiedet werden. In den USA gelang die Einigung auf ein neues Konjunkturpaket mit einem Volumen von 900 Mrd. US-Dollar, das u.a. Unterstützungsleistungen für Arbeitslose und Gaststätten ermöglicht.
Sowohl die Europäische Zentralbank EZB als auch die US-Notenbank Fed bestätigten erneut ihren noch jahrelang anhaltenden ultra-expansiven geldpolitischen Kurs mit niedrigsten Leitzinsen. Die EZB erhöhte zudem das Volumen des im Zuge der Corona-Pandemie aufgelegten Wertpapierkaufprogramms „PEPP“ auf insgesamt 1.850 Mrd. Euro und verlängerte dessen Laufzeit bis mindestens März 2022.
Zinsen: kaum verändert im Dauertief
Die Rendite einer zehnjährigen Bundesanleihe notierte Ende Dezember kaum verändert bei -0,58 Prozent p.a. Die Rendite spanischer Staatsanleihen der gleichen Laufzeit fiel zwischenzeitlich erstmals unter die Nulllinie. US-Staatsanleihen hingegen hatten bei längeren Laufzeiten leichte Renditeanstiege zu verzeichnen, im Zehnjahresbereich von 0,84 auf 0,92 Prozent p.a. Risikoaufschläge von Unternehmensanleihen im Segment Investment Grade verharrten auf niedrigsten Niveaus.
Aktien: auf Rekordniveaus
Weltweit gab es an den Aktienbörsen auch im Dezember überwiegend Kurszuwächse zu verzeichnen. Nach den US-Aktienindizes NASDAQ 100, S&P 500 und Dow Jones Industrial Average konnte auch der DAX Performanceindex kurz vor Jahresfrist ein neues Rekordhoch bei 13.900 Punkten erklimmen. Per Saldo verbleibt auf Jahressicht ein Kursplus in Höhe von knapp 3,5 Prozent für den DAX, über 15 Prozent für den S&P 500 und sogar 48 Prozent für den NASDAQ 100.
Währungen: Euro erneut fester
Der Euro wertete im Vergleich zum US-Dollar erneut auf und notierte Ende 2020 bei 1,22 EUR/USD.
Rohstoffe: Rohöl und Gold mit Kurszuwächsen
Der Preis für ein Barrel Rohöl der Sorte Brent stieg erneut deutlich auf 51,80 US-Dollar. Der Goldkurs legte um über 5 Prozent auf 1.895 US-Dollar zu.
Implikationen für Anleger
Zuletzt wurden sowohl in den USA als auch in Europa gewichtige politische Belastungsfaktoren für den Start ins neue Jahr aus dem Weg geräumt. Dennoch leiden Volkswirtschaften und viele Unternehmen auf beiden Seiten des Atlantiks kurzfristig unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie, die vor allem die Konsumentenstimmung und die Zuversicht in vielen Dienstleistungssektoren zuletzt deutlich dämpfte. Der weitere Verlauf der Pandemie und daraus resultierende Shutdown-Maßnahmen dürften somit in den kommenden Wochen die wichtigsten Einflussfaktoren an den Börsen bleiben.
Auch der Beginn der Impfkampagnen in vielen Staaten stimmte zuletzt positiv, doch bis ausreichend viele Menschen zur Erreichung einer Herdenimmunität geimpft sind, werden noch Monate vergehen. Damit erscheinen alle möglichen, derzeit absehbaren positiven Markteinflüsse bereits weitgehend eingepreist zu sein – immerhin notieren mittlerweile nicht mehr nur die US-Aktienindizes, sondern auch der DAX auf einem Allzeithoch. Das erhöht die Gefahr eines Jahresstarts mit größeren Schwankungen, vor allem, wenn wie zuletzt in Großbritannien, negative Corona-Überraschungen vermeldet werden müssen. Perspektivisch bleibt aber die Aussicht auf die ab dem Frühjahr anstehende deutliche wirtschaftliche Erholung und dürfte die Aktiennotierungen im weiteren Verlauf des ersten Halbjahres stützen.